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Wiener Jahre
Leon Askin wurde am 18. 9.
1907 als Leo Aschkenasy in Wien geboren.
"Ich bin ein geborener Wiener und noch dazu am höchsten jüdischen Feiertag, Jom
Kippur, geboren. Mein Vater war lange Jahre ein überzeugter Sozialist, die Interessen
meiner Mutter lagen eher im künstlerischen Bereich. Dieses Spannungsfeld von Politik und
Kunst bestimmte unser häusliches Leben. Meine Kindheit und Jugendjahre waren geprägt von
den politischen Änderungen des Übergangs von der Monarchie zur Republik, von der
Hinwendung des Vaters zum orthodoxen Judentum, von den ersten Erfahrungen mit
Antisemitismus und immer wieder vom Theater."
1925 begann Leon Askin an seiner Zukunft als Schauspieler zu arbeiten. Er sprach bei
dem Schauspieler Hermann Rhomberg vor, der ihm daraufhin ein Empfehlungsschreiben für den
Leiter der Akademie für darstellende Kunst gab. Zu dieser Zeit konnte Askin allerdings
die Studiengebühren nicht zahlen, und so nahm er Schauspielunterricht auf einer
Volkshochschule, wo Hans Thimig sein Lehrer war. Zusätzlich nahm er Unterricht in Sprech-
und Atemtechnik und wurde Mitglied in einem Sprechchor. Hans Thimig, von Askins Talent
überzeugt, gab ihm Privatstunden.
"Mich zog es unausweichlich zur Schauspielerei. Dieser Beruf sollte mein Leben
sein und ist es bis heute geblieben."
Am 25. Mai 1926 stand Leon Askin zum ersten Mal in dem Stück "Schrei aus der
Straße" von Rolf Lauckner mit professionellen Schauspielern des "Theaters der
Jugend" auf der Bühne. Spielort waren die "Panspiele" in der Riemergasse.
Danach folgten Auftritte in "Der holländische Kaufmann" von Lion Feuchtwanger
und in "Das Apostelspiel" von Max Mell.
1927 wurde Leon Askin Schüler in der "Neuen Schule für dramatischen Unterricht,
angeschlossen an die Schauspieler im Theater in der Josefstadt unter der Führung von Max
Reinhardt". Ein Jahr später übernahm Professor Max
Reinhardt diese "Neue Schule", die von da an "Reinhardt-Seminar"
hieß.
Düsseldorfer
Engagement
Im Jänner 1928 kam Bruno Iltz, der Generalintendant der
Düsseldorfer Städtischen Bühnen, nach Wien und ließ Askin vorsprechen. Dieser wurde
engagiert und erhielt einen Jahresvertrag der Städtischen Bühnen Düsseldorf.
Askins erste Theaterrolle in Düsseldorf war Legendre in "Dantons
Tod" von Georg Büchner. Darauf folgte die Darstellung des Lancaster
in dem Stück "Leben Eduards des Zweiten von England" von
Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger.
Am Ende der Saison wurde Askins Vertrag vom Dumont-Schauspielhaus übernommen, wo er
bis 1932 als Schauspieler und Regieassistent tätig war.
"Das Louise Dumont-Schauspielhaus war zu dieser Zeit eine der ersten Bühnen in
Deutschland, es wurde auch das Ibsen-Theater Deutschlands genannt. Louise Dumont, die
Protagonistin des geistigen Theaters, und ihr Mann, Generalintendant Gustav Lindemann,
leiteten dieses große Theater. Ich hatte besonderes Glück, an dieses Theater zu kommen.
Meine Verehrung und Bewunderung für diese Frau und Künstlerin, von der ich unendlich
viel gelernt habe, hält bis heute an."
Am Dumont-Schauspielhaus spielte Leon Askin unter anderem den Filch in der
"Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht, den Aljoscha in "Nachtasyl" von
Maxim Gorki und Dreyfuss in "Affaire Dreyfuss" von Hans J. Rehfisch.
Nach dem Tod von Louise Dumont im Jahre 1932 wurde
das Dumont-Schauspielhaus aufgelöst, und Leon Askin kam wieder an die Städtischen
Bühnen Düsseldorfs, wo er den Borachio in Shakespeares "Viel Lärm um nichts",
den Baron von Wernthal in Grabbes "Scherz, Satire, Ironie und tiefere
Bedeutung", den Expedienten Pfeifer in Hauptmanns "Die Weber" und
Spiegelberg in Schillers "Die Räuber" darstellte.
"In meinem Schauspielerleben begann mit der Theatersaison im Herbst 1932 ein neues
Kapitel. Leopold Lindtberg, ein früherer Schüler
und Mitarbeiter von Erwin Piscator, wurde Oberspielleiter des `Städtischen Schauspiels´.
Unter Lindtberg spielte ich nur fünf Monate, denn ich wurde sechs Wochen nach Hitlers
Machtübernahme vom Theater entlassen. Diese kurze Zeit war aber trotzdem sehr wichtig
für mich ."
Am 11. März 1933 wurde Leon Askin vom Theater zwangsbeurlaubt, und es wurde ihm
untersagt, das Theater noch einmal zu betreten. Am 15. April 1933 verhafteten die Nazis
Leon Askin in der Königsallee in Düsseldorf und schleppten ihn in eine SA-Kaserne, wo er
von einem SS-Mann verprügelt wurde.
Emigration
Einen Tag nach seiner Freilassung verließ Askin Deutschland und
fuhr nach Paris, wo er insgesamt, mit einer kurzen Unterbrechung in Wien,
fünf Jahre politisches Kabarett machte. Gemeinsam mit anderen Emigranten
gründete er den "Künstlerklub Paris-Vienne", der großen
Erfolg hatte.
1935 kehrte Leon Askin für kurze Zeit nach Wien zurück, wo
er Regisseur und künstlerischer Leiter der Kleinkunstbühne "ABC"
wurde. Namhafte Künstler wie z. B. Jura
Soyfer, Hans Weigel, Jimmy Berg, Fritz Eckhart engagierten sich im
"ABC".
"Mein Ziel war es, ein wirklich
politisches Kabarett auf die Bühne zu bringen. In den Jahren von
1933 bis 1938, wo faschistische Gesellschaftsformen zunehmend salonfähig
geworden waren, wollten wir mit künstlerischen Mitteln auf die
Gefahren hinweisen, denen Österreich in der Umklammerung durch
Hitler, Mussolini und Horthy ausgesetzt waren."
Seine Tätigkeit als Regisseur und künstlerischer Leiter im
"ABC" hatte Leon Askin 1935 für sechs Monate unterbrochen,
um als Regisseur und Schauspieler am Linzer Landestheater zu arbeiten.
Seine Inszenierung von Emmet Laverys Jesuitendrama "Die erste Legion"
wurde Askins erster großer Regieerfolg am Theater. In Wien zurückgekehrt
erhielt Leon Askin 1937 vom Direktor der Josefstadt das Angebot, die Hauptrolle
in der Josefstadt-Inszenierung von "Die erste Legion" zu spielen;
der Regisseur dieser Aufführung war
Otto Ludwig Preminger.
1938 musste Leon Askin zum zweiten Mal emigrieren.
Er verließ Wien und machte sich auf den Weg nach Paris.
Auf Zuraten von Bertha Zuckerkandl nahm Leon Askin in Paris Kontakt mit
Maria Ley auf, die für ihre Unterstützung von Flüchtlingen
bekannt und außerdem mit dem Regisseur Erwin Piscator verheiratet war.
Erwin Piscator stellte Askin als Regieassistenten und Sekretär an.
Das Ehepaar Piscator verließ Frankreich Ende 1938 und ging nach
New York, wo Erwin Piscator die Schauspielschule "The Dramatic Workshop"
gründete.
Im September 1939 kam Leon Askin in das französische Internierungslager
Meslay du Maine.
Am 12. Februar 1940 konnte Leon Askin Europa verlassen und sich auf den
weiten Weg nach Amerika begeben.
"Es ging schon auf Mitternacht zu, als sich die `SS De Grasse´
am 12. Februar 1940 schwerfällig aus dem Hafen von Le Havre hinausbewegte.
Der 12. Februar hat noch eine andere Bedeutung für mich, er ist
der Hochzeitstag meiner Eltern. Die Nacht war dunkel, und düster
waren meine Gedanken, die von mir Besitz ergriffen hatten. Ich ließ
die liebsten Menschen schutzlos zurück. Ich dachte an meine alten,
hilflosen Eltern, vor allem an die Mutter, die damals schon ziemlich
schlecht gesehen hatte. Die quälende Vorstellung, sie vielleicht
nie mehr wiederzusehen, wurde ich die ganze Kriegszeit hindurch nicht
mehr los. Ist der Gedanke, dass meinen Eltern etwas zustoßen könnte,
ohne dass ich bei ihnen sein würde, damals für mich schon
unerträglich gewesen, so kann ich bis heute nicht darüber
hinwegkommen, dass Vater und Mutter wie Ungeziefer umgebracht und verbrannt
wurden. Die Erinnerung an meine Eltern trage ich im Herzen. Es gibt
auch nichts, was sonst an sie erinnern würde, nicht einmal ein
Grab auf einem Friedhof."
Am 29. Februar 1940 traf Leon Askin in New York ein.
"Die ersten Monate in Amerika waren für mich sehr lang und
oft auch deprimierend. Ich hatte noch kein richtiges Betätigungsfeld
und tat eigentlich nichts anderes, als mit dem Ehepaar Piscator essen
zu gehen. Wenn sie einmal für einige Tage verreisten und mir dabei
aus Versehen kein Geld hinterließen, war das schon ein ziemliches
Malheur. Abgesehen von den Geldsorgen, wusste ich auch nicht, welche
Perspektiven ich in den USA hatte."
Im Herbst 1940 übertrug Erwin Piscator
Leon Askin die provisorische Leitung des "Civic Theatre" in
Washington D. C. und die Regie der Revue "D. C. Melody". Nach
dem Misserfolg der Aufführung von "D. C. Melody" legte
Piscator die Leitung des "Civic Theatre" nieder, und Leon Askin
wurde als neuer Leiter eingesetzt und feierte große Erfolge mit
Inszenierungen von "The Gentle People" von Irwin Shaw, "The
Applecart" von George Bernhard Shaw, "Men in White" von
Sidney Kingsley, "The American Way" von George S. Kaufman und
Moss Hart, "Der Teufelsschüler" von George Bernhard Shaw
und "Troilus und Cressida" von William Shakespeare.
"`Troilus und Cressida´ ist das einzige Antikriegsstück von
Shakespeare, ich spielte dieses Stück in Washington. Die Premiere
fand am 5. Dezember 1941 statt, und am 7. Dezember bombardierten die
Japaner Pearl Harbor. Shakespeares `Troilus und Cressida´, das den Trojanischen
Krieg zum Inhalt hatte, musste dem Zweiten Weltkrieg weichen, der durch
den amerikanischen Kriegseintritt auch auf die USA übergegriffen
hatte. Das "Civic Theatre" schloss seine Pforten."
Leon Askin wurde 1942 zur amerikanischen Luftwaffe eingezogen und absolvierte
einen Fluglotsenkurs in Los Angeles.
"Obwohl mir militärischer Drill und jegliche Reglementierung
zuwider waren, gewöhnte ich mich schnell und gut an das Soldatenleben.
Mehr denn je gab es eine moralische Rechtfertigung zum Kämpfen.
Hitler, Göring, Goebbels, Himmler, Streicher und all die anderen
Unmenschen mussten vernichtet werden. Für mich als Jude, dem die
Nazis die Heimat genommen hatten, war es eine ehrenhafte Pflicht, in
welcher Form auch immer gegen diese menschenverachtende Ideologie und
ihre Exponenten zu kämpfen."
Noch während seines Militärdienstes wurde Leon Askin die US-Staatsbürgerschaft
verliehen. Bei seiner Einbürgerung änderte der gebürtige
Leo Aschkenasy seinen Namen in Leon Askin.
1944 wurde Askin Chefredakteur der Wochenzeitschrift
"The Orientation Digest", in der er Kommentare zu Nachrichten
und Artikel mit Informationen über europäische Länder verfasste.
Diese Europainformationen waren für die amerikanischen Soldaten,
die nach Europa mussten, sehr hilfreich.
Im Februar 1945 wurde Askin für sieben Monate nach England versetzt,
wo er dem Inspektionsdienst für das Erziehungs- und Informationsprogramm
zugeteilt war. Nach Kriegsende kehrte Leon Askin nach Amerika zurück.
"Bevor ich Europa verließ, hatte ich um einen dreitägigen
Urlaub angesucht und war nach Paris geflogen. Dort hatte das Rote Kreuz
einen Suchdienst für Angehörige von Überlebenden der
Todeslager eingerichtet. Mit Angst und Hoffnung begab ich mich zu dieser
Stelle, um etwas über das Schicksal meiner Eltern zu erfahren.
Alles, was ich dort aber über Vater und Mutter in Erfahrung bringen
konnte, war, dass sie am 22. Juli 1942 von Wien nach Theresienstadt
deportiert worden waren. Weitere Station bis zu ihrem qualvollen Ende
soll Treblinka gewesen sein."
Zurück in New York gründete Leon Askin mit anderen Schauspielern,
die wie er Soldaten gewesen waren, die Schauspielgruppe "VMS",
Veterans Memorial Stage, deren Präsident er auch wurde.
Mit Hilfe einer Empfehlung von Roger Stevens, der später ein bedeutender
Broadway-Produzent wurde, erhielt Askin kurze Zeit später eine Lehrtätigkeit
beim "American Theatre Wing". Seine Vorlesungsschwerpunkte umfassten
"Analyse des modernen amerikanischen Theaters und Dramas" und
"Europäisches Drama".
Am Broadway inszenierte Leon Askin 1947 Goethes "Faust" und
spielte darin auch die Rolle des Faust. Er feierte damit einen großen
Erfolg. Eine weitere erfolgreiche Inszenierung war "Der Kaufmann
von Venedig".
"Zur größten Überraschung meiner Freunde inszenierte
ich in New York Goethes `Faust´ mit dem größten deutschen
Schauspieler Albert Bassermann als Mephisto. Ich selbst spielte die
sehr schwierige Rolle des Faust. Diese Inszenierung wurde zum Sensationserfolg
für das deutschsprachige Publikum in New York. Die Rolle des Valentin
spielte ein englisch-deutscher Schauspieler, Herr Differing. Auf der
Generalprobe passierte folgendes: Valentin hat im Faust in seinem Monolog
zu sagen: `...und nun ums Haar sich auszuraufen und auf die Wände
hinaufzulaufen...´. Aber Differing sagte bei der Generalprobe laut und
deutlich: `...und nun ums Haar sich auszureißen und auf die Wände
.........´
Aber auf der Bühne passieren eben diese Dinge."
Leon Askin wurde auch Vorstandsmitglied des "Equity Library Theatre",
das von der Schauspielergewerkschaft eingerichtet und unterstützt
worden war.
1950 bot Jose Ferrer Askin die Rolle des Judas in "Twentieth Century",
einem Lustspiel von Ben Hecht und Charles McArthur, an.
Hollywood
Im Februar 1952 kam Leon Askin erstmals zu Filmaufnahmen nach Hollywood. Hollywoods
bekanntester Besetzungschef, Max Arnow von Columbia Pictures, hatte ihn für eine Rolle in
dem Film "Assignment Paris" vorgesehen.
"Es war im Februar in New York. Max Arnow, der Columbia Picture Scout, kam nach
New York und sah mich im Theater mit José Ferrer in dem Ben Hecht-Stück `20th Century´.
Beim Weggehen meinte er: `Wenn ich etwas tun werde, dann werde ich den Askin nach
Hollywood bringen.´ Ein paar Wochen später wurde ich nach Hollywood berufen und spielte
eine kleine Rolle in dem Columbia Picture-Film `Assignment Paris´. Ich spielte einen
Spion wie das später noch oft der Fall war, denn ich spielte während meiner
gesamten Hollywood-Zeit fast immer Bösewichte, Spione oder Verbrecher."
"Warum `Assignment Paris´ eine besondere Bedeutung für mich
hatte, lag daran, dass der Regisseur und ich plötzlich entdeckten,
dass etwas nicht stimmte. Ich sagte, dass das Märchen von dem `Mädchen
mit den Schwefelhölzern´ von Hans Christian Andersen sei, der Regisseur
dagegen behauptete, dass das Märchen von den Gebrüdern Grimm
stamme. Ich wiederum meinte: `Nein, das ist kein Grimm-Märchen,
sondern ein Hans Christian Andersen-Märchen.´ Es wurde furchtbar
gestritten, bis plötzlich die schwedische Schauspielerin Martha
Thoren im Studio erschien und fragte, worum es in der Diskussion gehe.
Dazu gesellte sich der Chef der Columbia Pictures und hörte ebenfalls
dem Disput zu, als Frau Martha Thoren das entscheidende Wort sprach:
`Ich bin Schwedin, ich weiß, dass das `Mädchen mit den Schwefelhölzern´
von Andersen ist.´ Die Entscheidung war also gefallen, und der Chefproduzent
von Columbia Pictures sagte zu mir: `Ich danke Ihnen, sie haben mir
geholfen, viel Geld zu sparen, sonst hätten wir das Ganze nochmals
drehen müssen´. So war ich der Held. Und das an meinem ersten Tag
in Hollywood."
Und so wurde Askin zu einem Hollywood-Schauspieler, was er bis August 1993 auch
blieb. In mehr als sechzig Hollywood-Filmen trat Leon Askin in den folgenden Jahren in
Nebenrollen auf. Er spielte u. a. in "Desert Legion", "Son of
Sindbad", "The Veils of Bagdad", "Three Lives", "Das
Gewand", "Die Lachbombe" um nur einige Filme zu nennen.
"Da ich kein Royal-English sprach, wurde ich in Hollywood als ein
Akzentschauspieler abgestempelt. Denn wenn man nicht das reine, königliche Englisch aus
Großbritannien sprach, war man ein Akzentschauspieler. Ich war daher dazu verurteilt, zu
warten, bis eine Rolle kam, in der man einen Akzent haben durfte. So spielte ich Russen,
Franzosen, Araber, Rumänen, Ungarn, Chinesen, Tschechen, aber keine Amerikaner. Also alle
diejenigen Nationalitäten, die im Film einen Akzent hatten."
"Ich wurde kein Superstar, aber doch der Star der Fernsehserie `Hogans Heroes´,
die in vielen Ländern gespielt wurde."
Leon Askin spielte 1953 auch im ersten Cinemascope-Film The Robe (Das
Gewand) mit Richard Burton.
"Ich hatte nicht nur das Glück, in diesem Film eine wichtige Rolle zu spielen,
nämlich den Verräter Abidor, sondern ich war im `virgin shot´ also in der allerersten
Aufnahme dieses ersten Cinemascope-Films."
1961 engagierte Billy Wilder Askin für seinen Film
"One, Two, Three", in dem Askin den sowjetischen Kommissar Peripetschikoff
spielte.
"Das größte Vergnügen für mich war, mit Billy
Wilder in `Eins, Zwei, Drei´ zu arbeiten. Vor allem deshalb, weil Billy
Wilder mir das größte Kompliment als Schauspieler machte.
Wenn ich in der Früh aufs Set kam, dann sagte er ganz laut zu allen
Leuten: `Here comes my profi´, was natürlich ein großes Kompliment
war.
`Eins, Zwei, Drei´ war ein Film, der nur aus Hindernissen bestand: Wir
fingen am 13. August an zu drehen. Gerade zu der Zeit, als in Berlin
die Mauer aufgestellt wurde. Was zur Folge hatte, dass wir einen Teil
des Films in Ostdeutschland und den anderen Teil in Westdeutschland
gedreht haben. Und schließlich mussten wir nach der endgültigen
Sperrung das Brandenburger Tor neu in München aufstellen. Horst
Buchholz, der die jugendliche männliche Hauptrolle spielte, musste
für mehr als fünf Wochen die Dreharbeiten unterbrechen, weil
er privat einen Autounfall hatte. Und hätte ihn Billy Wilder nicht
selbst in seinem Auto ins Spital gebracht, dann wäre er wahrscheinlich
nicht mehr am Leben.
`Eins, Zwei, Drei´ ist jetzt ein großer Erfolg, war aber zu Beginn
ein Misserfolg. Er ist ein wunderschöner Film mit James Cagney,
Lieselotte Pulver und mir. Meine Rolle darin war natürlich wieder
einmal ein Russe. Kommissar Peripetschikoff."
In Hollywood arbeitete Leon Askin mit Stars wie: Victor Mature, Doris Day, Audrey
Totter, Danny Kaye, Gloria Swanson, James Cagney, Richard Burton, Peter Ustinov und Jean
Simmons.
"Es ist interessant, mit großen Stars zu drehen. Sie sind
diejenigen, die am professionellsten arbeiten. Ich erinnere mich aber
auch an einen Film, in dem Virginia Mayo die Hauptrolle spielte. Im
Film muss man warten, dass man Schuss und Gegenschuss macht. Es war
eine Szene zwischen Virginia Mayo und mir. Natürlich machte man
zuerst Großaufnahmen von Virginia Mayo, und ich gab die Stichworte.
Als nächstes hätte ich die Großaufnahmen gehabt, und
Virginia Mayo sollte mir die Stichworte geben. Aber wo war Virginia
Mayo? Regisseur Arthur Lubin war sehr verärgert und rief: `Ich
will, dass die Virginia Mayo sofort aufs Set kommt.´ Sie kam zwar, aber
sie sagte: `Ich bin doch schon fertig!´ Da sagte Lubin: `Warum bist
du fertig? Du hast doch noch den Gegenschuss mit Leon zu machen!´
`Ja, aber das kann ja der Inspizient machen!´ Worauf Lubin fragte: `Hast
du Leon gefragt, ob ihm das recht ist?´ `Nein!´ sagte Virginia
Mayo. Worauf er meinte: `Dann kann ich es nicht erlauben, dass Du gehst.´
Virginia Mayo kam schließlich zu mir und sagte: `Ich muss dringend
nach Hause. Kannst du es nicht dem Inspizienten sagen?´ Natürlich
löste sich das Ganze in Wohlgefallen auf.
Ich möchte grundsätzlich sagen, und zwar mit Bestimmtheit,
dass ich während meiner gesamten Hollywood-Tätigkeit niemals
einen ernsten Streit hatte, weder mit Kollegen noch mit Regisseuren.
Nicht einmal mit Produzenten."
Auf die Zusammenarbeit mit den Hollywood-Stars angesprochen, meint Leon Askin:
"Meine schönste Filmarbeit in Hollywood war im Film mit dem
deutschen Titel `Bitte nicht stören´ (in Englisch `Do not disturb´.)
Doris Day und ich haben uns so angefreundet, dass sie jedes Mal, wenn
ich aufs Set kam, sagte: `Kiss die Hand´.
Mit Richard Burton zu arbeiten war ein Vergnügen. Er war ein großer Schauspieler und
immer ein Freund. Er rief mich und solche Kollegen, die er sehr mochte, immer an und
sagte: `Good morning, Love´
Liz Taylor, eine der schönsten Frauen der Welt, der man immer nachsagte, sie sei sehr
arrogant, kam in der Pause zu mir und fragte: `Willst du Wein...?´ Sie war eine sehr
schöne Frau. Ein großer Star. Mit diesem großen Star haben sich nur die Produzenten
herumgestritten.
Ein Schauspieler, mit dem ich auch befreundet war, der sehr lustig ist und hoch
intelligent, ist Peter Ustinov. Mit ihm zu arbeiten war nicht nur ein Vergnügen, sondern
man lernte sehr viel von ihm.
Jean Simmons war eine wunderbare Schauspielerin. Mit ihr arbeitete ich ebenfalls sehr gut
zusammen.
Ich kann mich nicht beklagen. Viele Schauspieler beklagen sich über ihre Kollegen. Ich
dagegen kann sie alle nur preisen. Ein Beispiel: Wir arbeiteten in der Wüste in `Desert
Legion´. Bei 113° Fahrenheit. Ich wartete auf das Auto der Filmfirma. Da kam plötzlich
Allan Ladd, der große Star dieses Films mit seinem Auto vorbei. Er sah mich in der Hitze
stehen und warten. Er sagte: `Komm, setz dich in meinen Wagen, damit du nicht in der Hitze
herumstehst.´
Das war Hollywood. Ich finde es wichtig, etwas Gutes über Hollywood zu sagen."
Tourneen
1955 ließ sich Askin von seiner ersten Frau Mimi scheiden und heiratete Lies, mit der
er bereits seit 1952 zusammengelebt hatte. Auf ihrer Hochzeitsreise durch Europa kamen sie
über Deutschland und Salzburg auch nach Wien.
"Meine Reise nach Wien war eine Reise in die Vergangenheit, wie in einem Film
liefen Erinnerungen vor mir ab. Hütteldorf konnte ich nicht passieren, ohne an meine Zeit
als Verkäufer von Norbin Gummiabsätze zu denken, denn dort hatte ich meine besten
Kunden. Plötzlich war ich auch wieder ein Pfadfinder, der bei einem Preisausschreiben
gewonnen hatte, weil er die Straßen, Gassen und Denkmäler seiner Stadt so gut gekannt
hatte. Ortskundig, als ob ich nie weggewesen wäre, lenkte ich unseren Wagen durch die
Wiener Straßen."
"Da ich schon einmal auf der Reise in die Vergangenheit war, wollte ich auch das
Haus sehen, wo ich mit meinen Eltern gewohnt hatte und von wo sie 1942 nach Theresienstadt
deportiert worden waren. Das Haus stand nicht mehr, an dessen Stelle befand sich nur mehr
eine Holzplanke. Eine Bombe hatte das Haus bis auf die Grundmauern zerstört. Ich war
darüber nicht einmal traurig. Denn wenn das Haus noch existiert hätte, hätte ich mich
mit dem Nachmieter um unsere Möbel und Bibliothek streiten müssen. Die eingeschlagene
Bombe hatte mir diese Unannehmlichkeit erspart und das Kapitel Sechsschimmelgasse 16,
vierter Stock, Tür 14, auf endgültige Art und Weise gelöst."
In Hamburg, wo das Ehepaar Askin ihre Europareise beenden wollten, wurde Leon
Askin von der Theaterdirektorin Ida Ehre eingeladen, Bernhard Shaws "Frau Warrens
Gewerbe" zu inszenieren und die Rolle von Sir George Croft zu spielen. Zwei Jahre
später, 1957, spielte Leon Askin in Hamburg "Othello" von William Shakespeare,
und diese Rolle wurde ein schauspielerischer Triumph Askins. In München trat Askin 1958
als Eppelsheimer in Carl Zuckmayers "Schinderhannes" auf. Kurze Zeit später
erhielt er ein Engagement in Berlin, wo er den Volpone in Ben Jonsons "Volpone"
spielte. Nach Beendigung seines Berliner Engagement kehrten Leon Askin und seine Frau nach
München zurück.
1962 übersiedelte das Ehepaar Askin vorübergehend von München nach Wien, wo Leon
Askin in Wedekinds "Lulu" auftrat.
"Nach Österreich rief man mich, um in Wedekinds `Lulu´ mit Nadja Tiller zu
spielen. Es war mir eine besondere Freude. Erstens war es sehr schön, mit Nadja Tiller zu
spielen, außerdem spielte die große Hauptrolle `Dr. Schön´ der deutsche Schauspieler
O.W. Hasse. Und der Film `Lulu´ gilt ja heute noch als einer der Großen der deutschen
Filmindustrie."
In der Inszenierung des Theaters in der Josefstadt von Becketts Stück "Warten auf
Godot" spielte Leon Askin den Pozzo.
"`Warten auf Godot´ ist ein Meilenstein in der Theatergeschichte dieses
Jahrhunderts. Unsere Aufführung im Theater in der Josefstadt im Jahre 1962 war trotz
gelegentlicher Unmutsäußerungen im Publikum ein schöner Erfolg. Auch meine Rolle ist
gut angekommen. Dadurch verleitet, hoffte ich insgeheim doch noch auf eine
Schauspielkarriere in meiner Geburtsstadt, aber diese Hoffnung erfüllte sich 1962 noch
nicht. So kehrte ich nach Amerika zurück. Es sollten noch viele Jahre vergehen, ehe ich
in Österreich anerkannt wurde."
In Wien erfüllte sich allerdings 1968 Leon Askins
Kindheitstraum, als er ans Burgtheater engagiert wurde, wo er den Marquis de Sade in
"Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe
des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade" von Peter Weiss spielte.
1975 wurde Leon Askin von ANTA American National Theatre and Academy
angeboten, "Das Ei" l´uf von Félicien Marceau zu
inszenieren, womit Askin ein überaus bedeutender Erfolg gelang.
"Es war eine meiner letzten Inszenierungen, und es war auch eine
meiner erfolgreichsten. Der Erfolg meiner Bearbeitung war so groß,
dass `Der Reporter´, Fachblatt von Hollywoods Filmindustrie, meine Inszenierung
von `Das Ei´ als eine der bedeutendsten Aufführungen des Jahres
erwähnte. Dieser Erfolg eröffnete mir auch als Präsident
und Vorstandsvorsitzenden von ANTA WEST neue Aktionsmöglichkeiten.
Eine davon war die Überreichung des `National Artist Award´ an
die größten Bühnen- und Filmpersönlichkeiten wie
Fred Astaire, Henry Fonda, Helen Hayes, Alfred Lunt und Lynn Fontanne."
In den achtziger Jahren führte Leon Askin ein eher zurückgezogenes und ruhiges Leben.
In dieser Zeit schrieb er an seinem Buch "Quietude and Quest", das 1989
erschienen ist.
1986 spielte Askin in der schweizerisch-japanischen Filmproduktion "Deshima"
die Hauptrolle, den todkranken Regisseur Frank Nievergelt.
Im August 1993 erhielt Askin ein Rollenangebot für den Film "Occhio
Pinocchio", der in Brescia gedreht wurde.
Rückkehr
nach Wien
1994 kehrte Leon Askin in seine Geburtsstadt Wien zurück.
"Nach meiner ersten Wien- und Österreich-Reise im Jahre 1955,
die privaten Charakter hatte, kam ich dann immer wieder aus beruflichen
Gründen nach Wien. Ich hatte aber nie die Absicht gehabt, mich
endgültig in Wien niederzulassen. Wenn ich das in meinem hohen
Alter dennoch tat oder tun musste, so wurde diese Rückkehr durch
familiäre Gründe bedingt. Obwohl die Ursachen, die mich nach
Wien zurückbrachten, tragisch waren und mich mit 87 Jahren zwangen,
nochmals von vorn anzufangen, sehe ich sie letztendlich als Gottes Fügung
an. Denn ich habe die Trennung von meiner Familie, die mir alles bedeutet
hatte, nicht nur überlebt, sondern ich habe wieder zu arbeiten
begonnen und sogar eine zweite Karriere gemacht. Meine Arbeit, meine
Freunde und das Gefühl, Menschen noch etwas geben zu können,
halten mich am Leben."
1994 spielte Leon Askin in "Höhenangst" von Houchang Allahyari.
Im Herbst 1994 stellte er den Rassentheoretiker Lanz von Liebenfels in
Petrus Van-der-Lets Film "Hitler mein Krampf" dar.
Der Schauspieler und Regisseur Paulus Manker engagierte 1995 Leon Askin
für die Festwochen-Produktion von "Der Vater". Seit 1996
steht Leon Askin jeden Sommer den Zuschauern des von Joshua Sobol verfassten
und von Paulus Manker inszenierten Polydramas "Alma A Show
Biz ans Ende" als Zeitzeuge Rede und Antwort, da er Alma Mahler-Werfel
persönlich gekannt hatte.
"Alma Mahler-Werfel,
um die es sich handelt, war mit meiner Frau Lies befreundet, und dadurch
lernte ich sie ebenfalls kennen. Sie war eine sehr intelligente, charmante,
humorvolle Frau, eine große Persönlichkeit
und die beste Freundin, die meine Frau sich wünschen konnte.
Unsere persönliche Bekanntschaft ist der Grund dafür, dass
ich in Mankers Inszenierung als Zeitzeuge auftrete."
1996 spielte Askin unter der Regie von Klaus Maria Brandauer die Rolle
des Tschang in Lehárs Operette "Das Land des Lächelns"
an der Wiener Volksoper.
"Am Ende meines Lebens bin ich in meiner Geburtsstadt zu spätem
Ruhm und Auszeichnungen gekommen. 1988 erhielt ich das Österreichische
Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 1994 wurde mir das Silberne
und 2002 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
überreicht, 1996 wurde mir durch Minister Scholten der Berufstitel
Professor verliehen, und 2002 wurde ich mit dem Österreichischen
Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse geehrt. Für
mich waren die unerwarteten Erfolge und Ehrungen mehr als eine späte
Genugtuung, sie waren lebensverlängernd, weil ich dadurch wieder
Sinn und Halt gefunden habe."
"Ich kannte etliche Österreicher und Deutsche, die auch nach
dem Krieg jeden Kontakt mit ihrer früheren Heimat abgelehnt hatten
und sich strikt weigerten, Deutsch zu sprechen oder zu verstehen. Für
jene anderen aber, die trotzdem zurückwollten, hatte Anton Kuh
das Problem auf den Punkt gebracht. Er sagte, wenn er nach dem Krieg
in Europa Immigrationsoffizier wäre, würde er jeden Rückkehrer
fragen, in welches Jahr er zurückwolle. Denn ein Zurück in
das frühere Leben, aus dem man hinausgedrängt wurde, sei unmöglich.
Das sollte allen Remigranten klar sein. Ich, der ich heute in meinem
hohen Alter wieder in Wien bin, in der Stadt, wo ich geboren und aufgewachsen
bin, kann nur wiederholen, dass es für einen Flüchtling weder
eine Heimkehr in die alte Heimat noch das Gefühl des Zuhauseseins
in der Fremde geben kann. Das ist die besondere Tragik der Vertreibung.
Wir sind und bleiben Heimatlose der Zeitgeschichte, solange wir leben."
2002 heirateten Leon Askin und die Wiener Medienexpertin Anita
Wicher.
Auch mit über 95 Jahren ist Leon Askin als Schauspieler
aktiv.
Und als Hollywood Legende angesprochen, meint Askin:
"Ich bin keine Legende, sondern nur ein Mensch, der ein erfolgreiches Leben
geführt hat, meist gezwungenermaßen, ein erfolgreiches Leben im hohen Alter, vorher ein
mittelmäßig erfolgreiches Leben. Ich habe mir meinen Erfolg erkämpft, eraltert."
Leon Askin verstarb am 3.Juni 2005.
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