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Biografie

1907-1928  1928-1933  1933 + 1938  1952-1993  1955-1993  1994

Wiener Jahre

Leon Askin privatLeon Askin wurde am 18. 9. 1907 als Leo Aschkenasy in Wien geboren.

"Ich bin ein geborener Wiener und noch dazu am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, geboren. Mein Vater war lange Jahre ein überzeugter Sozialist, die Interessen meiner Mutter lagen eher im künstlerischen Bereich. Dieses Spannungsfeld von Politik und Kunst bestimmte unser häusliches Leben. Meine Kindheit und Jugendjahre waren geprägt von den politischen Änderungen des Übergangs von der Monarchie zur Republik, von der Hinwendung des Vaters zum orthodoxen Judentum, von den ersten Erfahrungen mit Antisemitismus und immer wieder vom Theater."

1925 begann Leon Askin an seiner Zukunft als Schauspieler zu arbeiten. Er sprach bei dem Schauspieler Hermann Rhomberg vor, der ihm daraufhin ein Empfehlungsschreiben für den Leiter der Akademie für darstellende Kunst gab. Zu dieser Zeit konnte Askin allerdings die Studiengebühren nicht zahlen, und so nahm er Schauspielunterricht auf einer Volkshochschule, wo Hans Thimig sein Lehrer war. Zusätzlich nahm er Unterricht in Sprech- und Atemtechnik und wurde Mitglied in einem Sprechchor. Hans Thimig, von Askins Talent überzeugt, gab ihm Privatstunden.

"Mich zog es unausweichlich zur Schauspielerei. Dieser Beruf sollte mein Leben sein und ist es bis heute geblieben."

Am 25. Mai 1926 stand Leon Askin zum ersten Mal in dem Stück "Schrei aus der Straße" von Rolf Lauckner mit professionellen Schauspielern des "Theaters der Jugend" auf der Bühne. Spielort waren die "Panspiele" in der Riemergasse. Danach folgten Auftritte in "Der holländische Kaufmann" von Lion Feuchtwanger und in "Das Apostelspiel" von Max Mell.

1927 wurde Leon Askin Schüler in der "Neuen Schule für dramatischen Unterricht, angeschlossen an die Schauspieler im Theater in der Josefstadt unter der Führung von Max Reinhardt". Ein Jahr später übernahm Professor Max Reinhardt diese "Neue Schule", die von da an "Reinhardt-Seminar" hieß.

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Düsseldorfer Engagement

Im Jänner 1928 kam Bruno Iltz, der Generalintendant der Düsseldorfer Städtischen Bühnen, nach Wien und ließ Askin vorsprechen. Dieser wurde engagiert und erhielt einen Jahresvertrag der Städtischen Bühnen Düsseldorf.

Askins erste Theaterrolle in Düsseldorf war Legendre in "Dantons Tod" von Georg Büchner. Darauf folgte die Darstellung des Lancaster in dem Stück "Leben Eduards des Zweiten von England" von Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger.

Am Ende der Saison wurde Askins Vertrag vom Dumont-Schauspielhaus übernommen, wo er bis 1932 als Schauspieler und Regieassistent tätig war.

"Das Louise Dumont-Schauspielhaus war zu dieser Zeit eine der ersten Bühnen in Deutschland, es wurde auch das Ibsen-Theater Deutschlands genannt. Louise Dumont, die Protagonistin des geistigen Theaters, und ihr Mann, Generalintendant Gustav Lindemann, leiteten dieses große Theater. Ich hatte besonderes Glück, an dieses Theater zu kommen. Meine Verehrung und Bewunderung für diese Frau und Künstlerin, von der ich unendlich viel gelernt habe, hält bis heute an."

Am Dumont-Schauspielhaus spielte Leon Askin unter anderem den Filch in der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht, den Aljoscha in "Nachtasyl" von Maxim Gorki und Dreyfuss in "Affaire Dreyfuss" von Hans J. Rehfisch.

Nach dem Tod von Louise Dumont im Jahre 1932 wurde das Dumont-Schauspielhaus aufgelöst, und Leon Askin kam wieder an die Städtischen Bühnen Düsseldorfs, wo er den Borachio in Shakespeares "Viel Lärm um nichts", den Baron von Wernthal in Grabbes "Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung", den Expedienten Pfeifer in Hauptmanns "Die Weber" und Spiegelberg in Schillers "Die Räuber" darstellte.

"In meinem Schauspielerleben begann mit der Theatersaison im Herbst 1932 ein neues Kapitel. Leopold Lindtberg, ein früherer Schüler und Mitarbeiter von Erwin Piscator, wurde Oberspielleiter des `Städtischen Schauspiels´. Unter Lindtberg spielte ich nur fünf Monate, denn ich wurde sechs Wochen nach Hitlers Machtübernahme vom Theater entlassen. Diese kurze Zeit war aber trotzdem sehr wichtig für mich ."

Am 11. März 1933 wurde Leon Askin vom Theater zwangsbeurlaubt, und es wurde ihm untersagt, das Theater noch einmal zu betreten. Am 15. April 1933 verhafteten die Nazis Leon Askin in der Königsallee in Düsseldorf und schleppten ihn in eine SA-Kaserne, wo er von einem SS-Mann verprügelt wurde.

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Emigration

Leon Askin als Komet Konrad in "Der Weltuntergang"  von Jura Soyfer

Einen Tag nach seiner Freilassung verließ Askin Deutschland und fuhr nach Paris, wo er insgesamt, mit einer kurzen Unterbrechung in Wien, fünf Jahre politisches Kabarett machte. Gemeinsam mit anderen Emigranten gründete er den "Künstlerklub Paris-Vienne", der großen Erfolg hatte.

1935 kehrte Leon Askin für kurze Zeit nach Wien zurück, wo er Regisseur und künstlerischer Leiter der Kleinkunstbühne "ABC" wurde. Namhafte Künstler wie z. B. Jura Soyfer, Hans Weigel, Jimmy Berg, Fritz Eckhart engagierten sich im "ABC".

"Mein Ziel war es, ein wirklich politisches Kabarett auf die Bühne zu bringen. In den Jahren von 1933 bis 1938, wo faschistische Gesellschaftsformen zunehmend salonfähig geworden waren, wollten wir mit künstlerischen Mitteln auf die Gefahren hinweisen, denen Österreich in der Umklammerung durch Hitler, Mussolini und Horthy ausgesetzt waren."

Cabaret ABC

Seine Tätigkeit als Regisseur und künstlerischer Leiter im "ABC" hatte Leon Askin 1935 für sechs Monate unterbrochen, um als Regisseur und Schauspieler am Linzer Landestheater zu arbeiten. Seine Inszenierung von Emmet Laverys Jesuitendrama "Die erste Legion" wurde Askins erster großer Regieerfolg am Theater. In Wien zurückgekehrt erhielt Leon Askin 1937 vom Direktor der Josefstadt das Angebot, die Hauptrolle in der Josefstadt-Inszenierung von "Die erste Legion" zu spielen; der Regisseur dieser Aufführung war Otto Ludwig Preminger.

1938 musste Leon Askin zum zweiten Mal emigrieren. Er verließ Wien und machte sich auf den Weg nach Paris.

Auf Zuraten von Bertha Zuckerkandl nahm Leon Askin in Paris Kontakt mit Maria Ley auf, die für ihre Unterstützung von Flüchtlingen bekannt und außerdem mit dem Regisseur Erwin Piscator verheiratet war.
Erwin Piscator stellte Askin als Regieassistenten und Sekretär an.
Das Ehepaar Piscator verließ Frankreich Ende 1938 und ging nach New York, wo Erwin Piscator die Schauspielschule "The Dramatic Workshop" gründete.

Im September 1939 kam Leon Askin in das französische Internierungslager Meslay du Maine.

Am 12. Februar 1940 konnte Leon Askin Europa verlassen und sich auf den weiten Weg nach Amerika begeben.

"Es ging schon auf Mitternacht zu, als sich die `SS De Grasse´ am 12. Februar 1940 schwerfällig aus dem Hafen von Le Havre hinausbewegte. Der 12. Februar hat noch eine andere Bedeutung für mich, er ist der Hochzeitstag meiner Eltern. Die Nacht war dunkel, und düster waren meine Gedanken, die von mir Besitz ergriffen hatten. Ich ließ die liebsten Menschen schutzlos zurück. Ich dachte an meine alten, hilflosen Eltern, vor allem an die Mutter, die damals schon ziemlich schlecht gesehen hatte. Die quälende Vorstellung, sie vielleicht nie mehr wiederzusehen, wurde ich die ganze Kriegszeit hindurch nicht mehr los. Ist der Gedanke, dass meinen Eltern etwas zustoßen könnte, ohne dass ich bei ihnen sein würde, damals für mich schon unerträglich gewesen, so kann ich bis heute nicht darüber hinwegkommen, dass Vater und Mutter wie Ungeziefer umgebracht und verbrannt wurden. Die Erinnerung an meine Eltern trage ich im Herzen. Es gibt auch nichts, was sonst an sie erinnern würde, nicht einmal ein Grab auf einem Friedhof."

Am 29. Februar 1940 traf Leon Askin in New York ein.

"Die ersten Monate in Amerika waren für mich sehr lang und oft auch deprimierend. Ich hatte noch kein richtiges Betätigungsfeld und tat eigentlich nichts anderes, als mit dem Ehepaar Piscator essen zu gehen. Wenn sie einmal für einige Tage verreisten und mir dabei aus Versehen kein Geld hinterließen, war das schon ein ziemliches Malheur. Abgesehen von den Geldsorgen, wusste ich auch nicht, welche Perspektiven ich in den USA hatte."

Vorstand von Civic TheatreIm Herbst 1940 übertrug Erwin Piscator Leon Askin die provisorische Leitung des "Civic Theatre" in Washington D. C. und die Regie der Revue "D. C. Melody". Nach dem Misserfolg der Aufführung von "D. C. Melody" legte Piscator die Leitung des "Civic Theatre" nieder, und Leon Askin wurde als neuer Leiter eingesetzt und feierte große Erfolge mit Inszenierungen von "The Gentle People" von Irwin Shaw, "The Applecart" von George Bernhard Shaw, "Men in White" von Sidney Kingsley, "The American Way" von George S. Kaufman und Moss Hart, "Der Teufelsschüler" von George Bernhard Shaw und "Troilus und Cressida" von William Shakespeare.

"`Troilus und Cressida´ ist das einzige Antikriegsstück von Shakespeare, ich spielte dieses Stück in Washington. Die Premiere fand am 5. Dezember 1941 statt, und am 7. Dezember bombardierten die Japaner Pearl Harbor. Shakespeares `Troilus und Cressida´, das den Trojanischen Krieg zum Inhalt hatte, musste dem Zweiten Weltkrieg weichen, der durch den amerikanischen Kriegseintritt auch auf die USA übergegriffen hatte. Das "Civic Theatre" schloss seine Pforten."

Leon Askin wurde 1942 zur amerikanischen Luftwaffe eingezogen und absolvierte einen Fluglotsenkurs in Los Angeles.

"Obwohl mir militärischer Drill und jegliche Reglementierung zuwider waren, gewöhnte ich mich schnell und gut an das Soldatenleben. Mehr denn je gab es eine moralische Rechtfertigung zum Kämpfen. Hitler, Göring, Goebbels, Himmler, Streicher und all die anderen Unmenschen mussten vernichtet werden. Für mich als Jude, dem die Nazis die Heimat genommen hatten, war es eine ehrenhafte Pflicht, in welcher Form auch immer gegen diese menschenverachtende Ideologie und ihre Exponenten zu kämpfen."

Noch während seines Militärdienstes wurde Leon Askin die US-Staatsbürgerschaft verliehen. Bei seiner Einbürgerung änderte der gebürtige Leo Aschkenasy seinen Namen in Leon Askin.

Leon Askin als Soldat1944 wurde Askin Chefredakteur der Wochenzeitschrift "The Orientation Digest", in der er Kommentare zu Nachrichten und Artikel mit Informationen über europäische Länder verfasste. Diese Europainformationen waren für die amerikanischen Soldaten, die nach Europa mussten, sehr hilfreich.

Im Februar 1945 wurde Askin für sieben Monate nach England versetzt, wo er dem Inspektionsdienst für das Erziehungs- und Informationsprogramm zugeteilt war. Nach Kriegsende kehrte Leon Askin nach Amerika zurück.

"Bevor ich Europa verließ, hatte ich um einen dreitägigen Urlaub angesucht und war nach Paris geflogen. Dort hatte das Rote Kreuz einen Suchdienst für Angehörige von Überlebenden der Todeslager eingerichtet. Mit Angst und Hoffnung begab ich mich zu dieser Stelle, um etwas über das Schicksal meiner Eltern zu erfahren. Alles, was ich dort aber über Vater und Mutter in Erfahrung bringen konnte, war, dass sie am 22. Juli 1942 von Wien nach Theresienstadt deportiert worden waren. Weitere Station bis zu ihrem qualvollen Ende soll Treblinka gewesen sein."

Zurück in New York gründete Leon Askin mit anderen Schauspielern, die wie er Soldaten gewesen waren, die Schauspielgruppe "VMS", Veterans Memorial Stage, deren Präsident er auch wurde.

Mit Hilfe einer Empfehlung von Roger Stevens, der später ein bedeutender Broadway-Produzent wurde, erhielt Askin kurze Zeit später eine Lehrtätigkeit beim "American Theatre Wing". Seine Vorlesungsschwerpunkte umfassten "Analyse des modernen amerikanischen Theaters und Dramas" und "Europäisches Drama".

Am Broadway inszenierte Leon Askin 1947 Goethes "Faust" und spielte darin auch die Rolle des Faust. Er feierte damit einen großen Erfolg. Eine weitere erfolgreiche Inszenierung war "Der Kaufmann von Venedig".

"Zur größten Überraschung meiner Freunde inszenierte ich in New York Goethes `Faust´ mit dem größten deutschen Schauspieler Albert Bassermann als Mephisto. Ich selbst spielte die sehr schwierige Rolle des Faust. Diese Inszenierung wurde zum Sensationserfolg für das deutschsprachige Publikum in New York. Die Rolle des Valentin spielte ein englisch-deutscher Schauspieler, Herr Differing. Auf der Generalprobe passierte folgendes: Valentin hat im Faust in seinem Monolog zu sagen: `...und nun ums Haar sich auszuraufen und auf die Wände hinaufzulaufen...´. Aber Differing sagte bei der Generalprobe laut und deutlich: `...und nun ums Haar sich auszureißen und auf die Wände .........´
Aber auf der Bühne passieren eben diese Dinge."

Leon Askin wurde auch Vorstandsmitglied des "Equity Library Theatre", das von der Schauspielergewerkschaft eingerichtet und unterstützt worden war.

1950 bot Jose Ferrer Askin die Rolle des Judas in "Twentieth Century", einem Lustspiel von Ben Hecht und Charles McArthur, an.

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Hollywood

Im Februar 1952 kam Leon Askin erstmals zu Filmaufnahmen nach Hollywood. Hollywoods bekanntester Besetzungschef, Max Arnow von Columbia Pictures, hatte ihn für eine Rolle in dem Film "Assignment Paris" vorgesehen.

"Es war im Februar in New York. Max Arnow, der Columbia Picture Scout, kam nach New York und sah mich im Theater mit José Ferrer in dem Ben Hecht-Stück `20th Century´. Beim Weggehen meinte er: `Wenn ich etwas tun werde, dann werde ich den Askin nach Hollywood bringen.´ Ein paar Wochen später wurde ich nach Hollywood berufen und spielte eine kleine Rolle in dem Columbia Picture-Film `Assignment Paris´. Ich spielte einen Spion – wie das später noch oft der Fall war, denn ich spielte während meiner gesamten Hollywood-Zeit fast immer Bösewichte, Spione oder Verbrecher."

"Warum `Assignment Paris´ eine besondere Bedeutung für mich hatte, lag daran, dass der Regisseur und ich plötzlich entdeckten, dass etwas nicht stimmte. Ich sagte, dass das Märchen von dem `Mädchen mit den Schwefelhölzern´ von Hans Christian Andersen sei, der Regisseur dagegen behauptete, dass das Märchen von den Gebrüdern Grimm stamme. Ich wiederum meinte: `Nein, das ist kein Grimm-Märchen, sondern ein Hans Christian Andersen-Märchen.´ Es wurde furchtbar gestritten, bis plötzlich die schwedische Schauspielerin Martha Thoren im Studio erschien und fragte, worum es in der Diskussion gehe. Dazu gesellte sich der Chef der Columbia Pictures und hörte ebenfalls dem Disput zu, als Frau Martha Thoren das entscheidende Wort sprach: `Ich bin Schwedin, ich weiß, dass das `Mädchen mit den Schwefelhölzern´ von Andersen ist.´ Die Entscheidung war also gefallen, und der Chefproduzent von Columbia Pictures sagte zu mir: `Ich danke Ihnen, sie haben mir geholfen, viel Geld zu sparen, sonst hätten wir das Ganze nochmals drehen müssen´. So war ich der Held. Und das an meinem ersten Tag in Hollywood."

Askin in "Veils of Bagdad"Und so wurde Askin zu einem Hollywood-Schauspieler, was er bis August 1993 auch blieb. In mehr als sechzig Hollywood-Filmen trat Leon Askin in den folgenden Jahren in Nebenrollen auf. Er spielte u. a. in "Desert Legion", "Son of Sindbad", "The Veils of Bagdad", "Three Lives", "Das Gewand", "Die Lachbombe" – um nur einige Filme zu nennen.

"Da ich kein Royal-English sprach, wurde ich in Hollywood als ein Akzentschauspieler abgestempelt. Denn wenn man nicht das reine, königliche Englisch aus Großbritannien sprach, war man ein Akzentschauspieler. Ich war daher dazu verurteilt, zu warten, bis eine Rolle kam, in der man einen Akzent haben durfte. So spielte ich Russen, Franzosen, Araber, Rumänen, Ungarn, Chinesen, Tschechen, aber keine Amerikaner. Also alle diejenigen Nationalitäten, die im Film einen Akzent hatten."

"Ich wurde kein Superstar, aber doch der Star der Fernsehserie `Hogans Heroes´, die in vielen Ländern gespielt wurde."

Leon Askin spielte 1953 auch im ersten Cinemascope-Film “The Robe” (Das Gewand) mit Richard Burton.

"Ich hatte nicht nur das Glück, in diesem Film eine wichtige Rolle zu spielen, nämlich den Verräter Abidor, sondern ich war im `virgin shot´ also in der allerersten Aufnahme dieses ersten Cinemascope-Films."

1961 engagierte Billy Wilder Askin für seinen Film "One, Two, Three", in dem Askin den sowjetischen Kommissar Peripetschikoff spielte.

"Das größte Vergnügen für mich war, mit Billy Wilder in `Eins, Zwei, Drei´ zu arbeiten. Vor allem deshalb, weil Billy Wilder mir das größte Kompliment als Schauspieler machte. Wenn ich in der Früh aufs Set kam, dann sagte er ganz laut zu allen Leuten: `Here comes my profi´, was natürlich ein großes Kompliment war.
`Eins, Zwei, Drei´ war ein Film, der nur aus Hindernissen bestand: Wir fingen am 13. August an zu drehen. Gerade zu der Zeit, als in Berlin die Mauer aufgestellt wurde. Was zur Folge hatte, dass wir einen Teil des Films in Ostdeutschland und den anderen Teil in Westdeutschland gedreht haben. Und schließlich mussten wir nach der endgültigen Sperrung das Brandenburger Tor neu in München aufstellen. Horst Buchholz, der die jugendliche männliche Hauptrolle spielte, musste für mehr als fünf Wochen die Dreharbeiten unterbrechen, weil er privat einen Autounfall hatte. Und hätte ihn Billy Wilder nicht selbst in seinem Auto ins Spital gebracht, dann wäre er wahrscheinlich nicht mehr am Leben.
`Eins, Zwei, Drei´ ist jetzt ein großer Erfolg, war aber zu Beginn ein Misserfolg. Er ist ein wunderschöner Film mit James Cagney, Lieselotte Pulver und mir. Meine Rolle darin war natürlich wieder einmal ein Russe. Kommissar Peripetschikoff."

In Hollywood arbeitete Leon Askin mit Stars wie: Victor Mature, Doris Day, Audrey Totter, Danny Kaye, Gloria Swanson, James Cagney, Richard Burton, Peter Ustinov und Jean Simmons.

"Es ist interessant, mit großen Stars zu drehen. Sie sind diejenigen, die am professionellsten arbeiten. Ich erinnere mich aber auch an einen Film, in dem Virginia Mayo die Hauptrolle spielte. Im Film muss man warten, dass man Schuss und Gegenschuss macht. Es war eine Szene zwischen Virginia Mayo und mir. Natürlich machte man zuerst Großaufnahmen von Virginia Mayo, und ich gab die Stichworte. Als nächstes hätte ich die Großaufnahmen gehabt, und Virginia Mayo sollte mir die Stichworte geben. Aber wo war Virginia Mayo? Regisseur Arthur Lubin war sehr verärgert und rief: `Ich will, dass die Virginia Mayo sofort aufs Set kommt.´ Sie kam zwar, aber sie sagte: `Ich bin doch schon fertig!´ Da sagte Lubin: `Warum bist du fertig? Du hast doch noch den Gegenschuss mit Leon zu machen!´ – `Ja, aber das kann ja der Inspizient machen!´ Worauf Lubin fragte: `Hast du Leon gefragt, ob ihm das recht ist?´ – `Nein!´ sagte Virginia Mayo. Worauf er meinte: `Dann kann ich es nicht erlauben, dass Du gehst.´ Virginia Mayo kam schließlich zu mir und sagte: `Ich muss dringend nach Hause. Kannst du es nicht dem Inspizienten sagen?´ Natürlich löste sich das Ganze in Wohlgefallen auf.
Ich möchte grundsätzlich sagen, und zwar mit Bestimmtheit, dass ich während meiner gesamten Hollywood-Tätigkeit niemals einen ernsten Streit hatte, weder mit Kollegen noch mit Regisseuren. Nicht einmal mit Produzenten."

Auf die Zusammenarbeit mit den Hollywood-Stars angesprochen, meint Leon Askin:

"Meine schönste Filmarbeit in Hollywood war im Film mit dem deutschen Titel `Bitte nicht stören´ (in Englisch `Do not disturb´.) Doris Day und ich haben uns so angefreundet, dass sie jedes Mal, wenn ich aufs Set kam, sagte: `Kiss die Hand´.
Mit Richard Burton zu arbeiten war ein Vergnügen. Er war ein großer Schauspieler und immer ein Freund. Er rief mich und solche Kollegen, die er sehr mochte, immer an und sagte: `Good morning, Love´
Liz Taylor, eine der schönsten Frauen der Welt, der man immer nachsagte, sie sei sehr arrogant, kam in der Pause zu mir und fragte: `Willst du Wein...?´ Sie war eine sehr schöne Frau. Ein großer Star. Mit diesem großen Star haben sich nur die Produzenten herumgestritten.
Ein Schauspieler, mit dem ich auch befreundet war, der sehr lustig ist und hoch intelligent, ist Peter Ustinov. Mit ihm zu arbeiten war nicht nur ein Vergnügen, sondern man lernte sehr viel von ihm.
Jean Simmons war eine wunderbare Schauspielerin. Mit ihr arbeitete ich ebenfalls sehr gut zusammen.

Ich kann mich nicht beklagen. Viele Schauspieler beklagen sich über ihre Kollegen. Ich dagegen kann sie alle nur preisen. Ein Beispiel: Wir arbeiteten in der Wüste in `Desert Legion´. Bei 113° Fahrenheit. Ich wartete auf das Auto der Filmfirma. Da kam plötzlich Allan Ladd, der große Star dieses Films mit seinem Auto vorbei. Er sah mich in der Hitze stehen und warten. Er sagte: `Komm, setz dich in meinen Wagen, damit du nicht in der Hitze herumstehst.´

Das war Hollywood. Ich finde es wichtig, etwas Gutes über Hollywood zu sagen."

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Tourneen

1955 ließ sich Askin von seiner ersten Frau Mimi scheiden und heiratete Lies, mit der er bereits seit 1952 zusammengelebt hatte. Auf ihrer Hochzeitsreise durch Europa kamen sie über Deutschland und Salzburg auch nach Wien.

"Meine Reise nach Wien war eine Reise in die Vergangenheit, wie in einem Film liefen Erinnerungen vor mir ab. Hütteldorf konnte ich nicht passieren, ohne an meine Zeit als Verkäufer von Norbin Gummiabsätze zu denken, denn dort hatte ich meine besten Kunden. Plötzlich war ich auch wieder ein Pfadfinder, der bei einem Preisausschreiben gewonnen hatte, weil er die Straßen, Gassen und Denkmäler seiner Stadt so gut gekannt hatte. Ortskundig, als ob ich nie weggewesen wäre, lenkte ich unseren Wagen durch die Wiener Straßen."

"Da ich schon einmal auf der Reise in die Vergangenheit war, wollte ich auch das Haus sehen, wo ich mit meinen Eltern gewohnt hatte und von wo sie 1942 nach Theresienstadt deportiert worden waren. Das Haus stand nicht mehr, an dessen Stelle befand sich nur mehr eine Holzplanke. Eine Bombe hatte das Haus bis auf die Grundmauern zerstört. Ich war darüber nicht einmal traurig. Denn wenn das Haus noch existiert hätte, hätte ich mich mit dem Nachmieter um unsere Möbel und Bibliothek streiten müssen. Die eingeschlagene Bombe hatte mir diese Unannehmlichkeit erspart und das Kapitel Sechsschimmelgasse 16, vierter Stock, Tür 14, auf endgültige Art und Weise gelöst."

Leon Askin und Ida Ehre in "Warrens Gewerbe"In Hamburg, wo das Ehepaar Askin ihre Europareise beenden wollten, wurde Leon Askin von der Theaterdirektorin Ida Ehre eingeladen, Bernhard Shaws "Frau Warrens Gewerbe" zu inszenieren und die Rolle von Sir George Croft zu spielen. Zwei Jahre später, 1957, spielte Leon Askin in Hamburg "Othello" von William Shakespeare, und diese Rolle wurde ein schauspielerischer Triumph Askins. In München trat Askin 1958 als Eppelsheimer in Carl Zuckmayers "Schinderhannes" auf. Kurze Zeit später erhielt er ein Engagement in Berlin, wo er den Volpone in Ben Jonsons "Volpone" spielte. Nach Beendigung seines Berliner Engagement kehrten Leon Askin und seine Frau nach München zurück.

1962 übersiedelte das Ehepaar Askin vorübergehend von München nach Wien, wo Leon Askin in Wedekinds "Lulu" auftrat.

"Nach Österreich rief man mich, um in Wedekinds `Lulu´ mit Nadja Tiller zu spielen. Es war mir eine besondere Freude. Erstens war es sehr schön, mit Nadja Tiller zu spielen, außerdem spielte die große Hauptrolle `Dr. Schön´ der deutsche Schauspieler O.W. Hasse. Und der Film `Lulu´ gilt ja heute noch als einer der Großen der deutschen Filmindustrie."

In der Inszenierung des Theaters in der Josefstadt von Becketts Stück "Warten auf Godot" spielte Leon Askin den Pozzo.

"`Warten auf Godot´ ist ein Meilenstein in der Theatergeschichte dieses Jahrhunderts. Unsere Aufführung im Theater in der Josefstadt im Jahre 1962 war trotz gelegentlicher Unmutsäußerungen im Publikum ein schöner Erfolg. Auch meine Rolle ist gut angekommen. Dadurch verleitet, hoffte ich insgeheim doch noch auf eine Schauspielkarriere in meiner Geburtsstadt, aber diese Hoffnung erfüllte sich 1962 noch nicht. So kehrte ich nach Amerika zurück. Es sollten noch viele Jahre vergehen, ehe ich in Österreich anerkannt wurde."

Leon Askin als Marquis de SadeIn Wien erfüllte sich allerdings 1968 Leon Askins Kindheitstraum, als er ans Burgtheater engagiert wurde, wo er den Marquis de Sade in "Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade" von Peter Weiss spielte.

1975 wurde Leon Askin von ANTA – American National Theatre and Academy – angeboten, "Das Ei" – l´œuf – von Félicien Marceau zu inszenieren, womit Askin ein überaus bedeutender Erfolg gelang.

"Es war eine meiner letzten Inszenierungen, und es war auch eine meiner erfolgreichsten. Der Erfolg meiner Bearbeitung war so groß, dass `Der Reporter´, Fachblatt von Hollywoods Filmindustrie, meine Inszenierung von `Das Ei´ als eine der bedeutendsten Aufführungen des Jahres erwähnte. Dieser Erfolg eröffnete mir auch als Präsident und Vorstandsvorsitzenden von ANTA WEST neue Aktionsmöglichkeiten. Eine davon war die Überreichung des `National Artist Award´ an die größten Bühnen- und Filmpersönlichkeiten wie Fred Astaire, Henry Fonda, Helen Hayes, Alfred Lunt und Lynn Fontanne."

In den achtziger Jahren führte Leon Askin ein eher zurückgezogenes und ruhiges Leben. In dieser Zeit schrieb er an seinem Buch "Quietude and Quest", das 1989 erschienen ist.

1986 spielte Askin in der schweizerisch-japanischen Filmproduktion "Deshima" die Hauptrolle, den todkranken Regisseur Frank Nievergelt.

Im August 1993 erhielt Askin ein Rollenangebot für den Film "Occhio Pinocchio", der in Brescia gedreht wurde.

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Rückkehr nach Wien

1994 kehrte Leon Askin in seine Geburtsstadt Wien zurück.

"Nach meiner ersten Wien- und Österreich-Reise im Jahre 1955, die privaten Charakter hatte, kam ich dann immer wieder aus beruflichen Gründen nach Wien. Ich hatte aber nie die Absicht gehabt, mich endgültig in Wien niederzulassen. Wenn ich das in meinem hohen Alter dennoch tat oder tun musste, so wurde diese Rückkehr durch familiäre Gründe bedingt. Obwohl die Ursachen, die mich nach Wien zurückbrachten, tragisch waren und mich mit 87 Jahren zwangen, nochmals von vorn anzufangen, sehe ich sie letztendlich als Gottes Fügung an. Denn ich habe die Trennung von meiner Familie, die mir alles bedeutet hatte, nicht nur überlebt, sondern ich habe wieder zu arbeiten begonnen und sogar eine zweite Karriere gemacht. Meine Arbeit, meine Freunde und das Gefühl, Menschen noch etwas geben zu können, halten mich am Leben."

1994 spielte Leon Askin in "Höhenangst" von Houchang Allahyari.

Im Herbst 1994 stellte er den Rassentheoretiker Lanz von Liebenfels in Petrus Van-der-Lets Film "Hitler – mein Krampf" dar.

Der Schauspieler und Regisseur Paulus Manker engagierte 1995 Leon Askin für die Festwochen-Produktion von "Der Vater". Seit 1996 steht Leon Askin jeden Sommer den Zuschauern des von Joshua Sobol verfassten und von Paulus Manker inszenierten Polydramas "Alma – A Show Biz ans Ende" als Zeitzeuge Rede und Antwort, da er Alma Mahler-Werfel persönlich gekannt hatte.

"Alma Mahler-Werfel, um die es sich handelt, war mit meiner Frau Lies befreundet, und dadurch lernte ich sie ebenfalls kennen. Sie war eine sehr intelligente, charmante, humorvolle Frau, eine große Persönlichkeit und die beste Freundin, die meine Frau sich wünschen konnte.
Unsere persönliche Bekanntschaft ist der Grund dafür, dass ich in Mankers Inszenierung als Zeitzeuge auftrete."

1996 spielte Askin unter der Regie von Klaus Maria Brandauer die Rolle des Tschang in Lehárs Operette "Das Land des Lächelns" an der Wiener Volksoper.

"Am Ende meines Lebens bin ich in meiner Geburtsstadt zu spätem Ruhm und Auszeichnungen gekommen. 1988 erhielt ich das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 1994 wurde mir das Silberne und 2002 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien überreicht, 1996 wurde mir durch Minister Scholten der Berufstitel Professor verliehen, und 2002 wurde ich mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse geehrt. Für mich waren die unerwarteten Erfolge und Ehrungen mehr als eine späte Genugtuung, sie waren lebensverlängernd, weil ich dadurch wieder Sinn und Halt gefunden habe."

Askin in der Rolle eines orthodoxen Juden

"Ich kannte etliche Österreicher und Deutsche, die auch nach dem Krieg jeden Kontakt mit ihrer früheren Heimat abgelehnt hatten und sich strikt weigerten, Deutsch zu sprechen oder zu verstehen. Für jene anderen aber, die trotzdem zurückwollten, hatte Anton Kuh das Problem auf den Punkt gebracht. Er sagte, wenn er nach dem Krieg in Europa Immigrationsoffizier wäre, würde er jeden Rückkehrer fragen, in welches Jahr er zurückwolle. Denn ein Zurück in das frühere Leben, aus dem man hinausgedrängt wurde, sei unmöglich. Das sollte allen Remigranten klar sein. Ich, der ich heute in meinem hohen Alter wieder in Wien bin, in der Stadt, wo ich geboren und aufgewachsen bin, kann nur wiederholen, dass es für einen Flüchtling weder eine Heimkehr in die alte Heimat noch das Gefühl des Zuhauseseins in der Fremde geben kann. Das ist die besondere Tragik der Vertreibung. Wir sind und bleiben Heimatlose der Zeitgeschichte, solange wir leben."

2002 heirateten Leon Askin und die Wiener Medienexpertin Anita Wicher.

Auch mit über 95 Jahren ist Leon Askin als Schauspieler aktiv.

Und als Hollywood Legende angesprochen, meint Askin:

"Ich bin keine Legende, sondern nur ein Mensch, der ein erfolgreiches Leben geführt hat, meist gezwungenermaßen, ein erfolgreiches Leben im hohen Alter, vorher ein mittelmäßig erfolgreiches Leben. Ich habe mir meinen Erfolg erkämpft, eraltert."

Leon Askin verstarb am 3.Juni 2005.

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